Geschichte der Siam & Thai

Die Thai ist die ursprüngliche Form der Siamkatze in der Optik, welche die Siam bis in die 40er Jahre inne hatte. Sie teilt mit der Siam Wurzeln und ein Großteil ihrer Geschichte.

2. Siamzucht in England

Die erste richtige Katzenausstellung fand am 10.7. 1971 in London statt. Dies war ein großes Ereignis, so dass auch die ausländischen Medien davon berichteten:

"London 10. Juli. Im Kristallpalaste, wo vor Kurzem eine große Hundeausstellung zahlreiches Publikum anzog, beginnt heute eine Katzenausstellung, die als die erste Schau dieser Art für die Menge von Reiz und Neuheit und für den Liebhaber ein gewisses Interesse bietet. Etwa 150 Katzen aus allen Theilen der Welt sind zusammengebracht, und Freunde und Freundinnen des Katzengeschlechtes finden darunter manche Augenweide." (1b)

Bereits auf dieser Show 1871 wurden zwei Siamkatzen aus Südostasien von Mr. Maxwell im Crystal Palace in London gezeigt. In der Aufzeichnungen dieser Zeit ist zu finden:

 

 

Pärchen Siamkatzen ausgestellt 1871 von Mr. Maxwell

 

“Among the rarer specimens were two Siamese cats, which are said to be the first of the kind, ever brought to this country. The pair, shown by Mr. Maxwell, are singular and elegant, in their smooth skins and ears tipped in ebony, and blue eyes with red pupils.” (“Unter den selteneren Exemplaren waren zwei Siamkatzen, von denen gesagt wurde, dass sie die ersten Ihrer Art sind, die in dieses Land gebracht wurden. Das Paar, das von Herrn Maxwell gezeigt wird, ist einzigartig und elegant, in ihrem glatten Fell und Ohrenspitzen in Ebenholz und blauen Augen mit roten Pupillen.”) (1)

Vereinzelte Siamkatzen kamen bereits in den 1870er-Jahren nach England und den USA, starben dort aber schnell infolge fehlender klimatischer Anpassung, falscher Haltung und Ernährung. Beispielsweise wurde in Milch getunktes Brot gefüttert, was bei den Katzen häufig zu Mangelerscheinungen (welche sich auf die Widerstandskraft auswirkten) und Darmerkrankungen führte.
Die zweite Katzenausstellung in England im Jahre 1971 in London wird auch in der deutschen Presse erwähnt:

 

„Im Kristallpalast ist wieder eine Katzenausstellung, die zweite in diesem Jahre, eröffnet. Der Katalog ist dieses Mal viel reichhaltiger und enthält 459 Nummern. Außer einer sehr beträchtlichen Anzahl heimischer Thiere sind Katzen aus Australien, Indien, Siam und anderen Ländern ausgestellt, darunter ein kurzhaariger schwarzer Kater, der, wie der Katalog besagt, die Belagerung von Paris mitgemacht hat, ohne gegessen worden zu sein." (2)

1884 schenkte der siamesische König Chulalongkorn dem britischen Generalkonsul Sir Edward Blencowe Gould, der Bruder von Mrs. Velez, ein männliches und ein weibliches Tier. Pho und Mia, wie beide hießen, wurden zu dem ersten Zuchtpaar in England. Bereits kurz nach ihrer Ankunft begann man endgültig, Siamkatzen mit in das Zuchtprogramm aufzunehmen und weitere Tiere nach England einzuführen.
Die ersten Nachkommen des Siamkatzenpaares Pho und Mia - Duen Ngai, Kalahom und Karomata- wurden bereits auf der großen Katzenausstellung im Londoner Crystal Palace im Oktober 1885 ausgestellt und erhielten einen Spezialpreis. Aber leider war der Triumph nur von kurzer Dauer und eine große Tragödie sollte innerhalb einer Woche zuschlagen. Alle drei Kätzchen erkrankten an Staupe, und innerhalb von sieben Tagen waren alle drei dieser Erkrankung erlegen.
 
Duen Ngai, Kalahom und Karomata (Pho & Mia Wurf) (3)
Viele Züchter von Siamesen waren sie ziemlich abgeneigt, das Risiko einzugehen, ihre kostbaren Katzen zu zeigen, die nicht so leicht aufgezogen oder erworben wurden, aber sehr leicht durch Belastungen und Risiken von Shows und "Showfieber" verloren gingen. Beispielhaft hierfür ist Mrs. Spencers Bericht über ihren Kater Royal Siam und ihre Entscheidung, ihn nicht auf einer Ausstellung zu zeigen:

 

"Mein 'Royal Siam' kam aus dem königlichen Palast, und ich betrachte ihn als ein großartiges Exemplar. Ich habe nicht mit ihm gezüchtet, bis er zwischen drei und vier Jahre alt war, was einer der Gründe sein kann, warum alle Kätzchen von ihm so wunderbar stark und gesund sind. Er war nie krank, seit ich ihn hatte. Ich habe ihn nie zum Decken gebracht, aber ein paar Freunden erlaubt, ihre Zuchtkatzen zu schicken, um ihn zu besuchen. Ich habe ihn auch nie ausgestellt, denn er ist ein zu kostbares Haustier, um Risiken eingehen zu dürfen.“ (5)

Ein weiteres Siampaar namens Suzan und Tiam O′Shian I. wurde 1884 von Owen Gould nach England importiert. Tiam O′Shian I., der aus Bangkok importiert wurde, war so populär, dass sein Name mehrfach vergeben wurde. 1886 gelangen weitere Siamkatzen, ein Paar, ein Kater und fünf Kätzinnen nach England. Die Einfuhr dieser Rasse wurde ein sofortiger Erfolg. Harrison Weir, der als Begründer der modernen Katzenzucht gilt und 1871 die erste Katzenausstellung in London organisierte, schrieb sechs Jahre später (1892) den ersten Rassestandard für die „königliche Katze von Siam“ nieder.
In ihren frühen Tagen in Großbritannien, wurden alle Katzen aus Thailand als "Siamese" bezeichnet, unabhängig ihrer Farbe. Zwei Arten dieser Katzen waren die prominentesten. Der cremefarbene Körper mit scharf definierten Punkten und bemerkenswerten blauen Augen wurde "Royal Cat of Siam" oder "Palastkatze" genannt und spiegelt die Legende wider, dass sie nur im königlichen Palast gehalten wurden. Und der andere Typ wurde  "Tempelkatze" genannt, auch bekannt als “Chocolate Cat of Siam”, mit tiefbraunem Körper und kaum sichtbare Points. Der Siamese Cat Club in UK, gegründet 1902, ermutigte Züchter zwischen der Royal Cat und der Chocolate Cat in der Zucht zu unterscheiden.

Fotos und Illustrationen aus den ersten Jahrzehnten der Königlichen Katzen von Siam zeigen, dass sie mehr robust waren und  mehr runde, keilförmige Köpfe hatten als die heutigen modernen Siamesen. Diese frühen Siamkatzen waren variabel in ihrer Erscheinung.

Das Interesse an der Rasse war groß und so begannen verschiedene Leute sie zu züchten. Bis zum Ersten Weltkrieg war die Haltung und Zucht von Siamkatzen eine Liebhaberei weniger Wohlhabender/ Adeliger, ein kostspieliger Sport überwiegend reicher Damen.

Tachin Wurf, man beachte die weißen Füße bei einem der Kitten (6)
Cambodia (7)
Cora 1889 (8)
Zu den Pionieren der englischen Siamzucht gehörte u.a. Lady Marcus Bedford, Gründerin der BISHOPSGATE Cattery (1890) und Besitzerin bekannter Siamkatzen namens Tachin, Cambodia und Cora. Wie viele der frühen Züchter war auch Lady Marcus von den vielen einzigartigen und liebenswerten Reizen der siamesischen Katze begeistert. Es war Anfang der 1890er Jahre, als Lady Marcus Beresford mit Tachin und Cambodia die Szene betrat, und zu diesem Zeitpunkt hatte auch Herr Elliott Hill, der in Irland ansässig war, seine Gründungskatzen Siam I. und Siamese Cheetah. Letztere, wie Cambodia, haben sich bald als unschätzbare und bemerkenswert zuverlässige Zuchtkatzen erwiesen. Tachin wurde in der Tat von Lord William Beresford, dem älteren Bruder von Lord Marcus, beschafft, während dieser als Militärsekretär des Vizekönigs von Indien diente. Diese Informationen sind in zweierlei Hinsicht nützlich. Es bestätigt, dass diese beiden Katzen tatsächlich vom Palast in Bangkok geliefert wurden, und wir müssen davon ausgehen, dass eine direkte offizielle Anfrage für sie über diplomatische Kanäle gestellt worden war. Leider gingen sowohl Tachin als auch Cambodia gleichzeitig verloren, als sie unschuldige Opfer einer böswilligen Vergiftung wurden.
Als weitere bekannte Siamzüchter und -importeure wären zu nennen: Lady Vyvyan und ihre Schwester Miss Forestier Walker (Besitzer und Züchter bekannter Vorfahren namens Tiam-O-Shian II, III, und IV., Polyphema, Susa, Kitya Kara, Goblin, Eve, Mafeking, Vishuddha, Ah Choo, Suzanne), Mrs. Robinson (Besitzerin von Wankee), der Duke of Wellington, Mrs. Scott of Rotherfield, Mr. Young of Harrogate, Mrs. Brennand oder Mrs. Lee of Penshurst, Besitzerin von Meo.
Tiam-O-Shian IV. (9)
Mitte der 1890er Jahre war der direkte Import von Siamkatzen keine Neuheit mehr, und es war in dieser Zeit als Wankee auftauchte. Er wurde 1895 in Hongkong geboren, seine Mutter Nims war ein gestohlenes Palastkätzchen, und 1896 nach Großbritannien importiert. Er kam in den Besitz von Mrs. Robinson. Wankee ist einer der wichtigsten Vorfahren der modernen siamesischen Rasse. Obwohl er erst im Juni 1898 zum ersten Mal in einer Show auftrat, hat er die einzigartige Auszeichnung, die erste siamesische Katze in der Geschichte der Katzenwelt zu sein, die den begehrten Titel "Champion" erhielt. Als Wankee Ende Juni 1903 in seinem achten Lebensjahr starb, wurde sein Tod in der Ausgabe von Our Cats vom 4. Juli 1903 wie folgt berichtet:

"Frau M. Robinson hat einen unersetzlichen Verlust durch den Tod von Ch. Wankee, dem siamesischen Deckkater, erlitten, der seit vielen Jahren eine herausragende Figur in der Katzenszene ist."

Wankee war jedoch weit verbreitet und hinterließ eine Menge Nachkommen.

Nur wenige der frühen Siamzuchtkater waren so beliebt wie Mrs. Carew-Cox´ King Kesho oder hinterließen so viele hervorragende Nachkommen wie er. Er war bekannt für sein helles Fell und seine kontrastreiche, tiefe Punktfarbe mit kräftigen, tiefblauen Augen. Er war auch ein Wurfbruder des ersten King of Siam, der ursprünglich Herrn W. Temple gehörte, später jedoch Eigentum von Lady Marcus Beresford war. Beide stammen von Tiam O'Shian ab.
King Kesho leitete einen neu aufkommenden siamesischen Stil, der im Allgemeinen etwas raffinierter und eleganter aussah und dennoch einen Eindruck von Stärke und Kraft erweckte, ein. Die Züchter, die ihm ihre Zuchtkatzen geschickt haben, scheinen die Zucht mehrmals wiederholt zu haben, was darauf hindeutet, dass sie nicht nur mit der Qualität seiner Nachkommen zufrieden waren, sondern auch das Vertrauen in seine Fähigkeit als Vater hatten. Er bleibt einer der am meisten bewunderten Siamesen seiner Zeit.

 

Champion Wankee 1895 (10)
King Kesho (15)
Champion Bonzo (18)
Unter den berühmten königlichen Katzenrassen aus Siam gehörte auch Sura (ehemals Prinz Damrong) zu den Wichtigen. Er wurde von The Hon. Mrs. McLaren Morrison bei Mrs. Robbins gekauft, aber als seine Besitzerin England in Richtung Indien verließ, wurde er in die Obhut von Miss Manley gestellt, die als eine der beliebtesten und fähigsten Richterinnen sowohl bei Hunde- als auch bei Katzenausstellungen bekannt war. In den 1880er Jahren wurde The Hon. Mrs. McLaren Morrison, die viel Zeit außerhalb des Vereinigten Königreichs im Nahen und Fernen Osten verbrachte, war eine "außergewöhnliche Importeurin" vieler Rassen und Sorten von Katzen und Hunden, einschließlich Perser und anderer Langhaarkatzen sowie siamesische, chinesische und japanische Katzen. Sicherlich war die Nachfrage nach Importen beträchtlich, wie die große Anzahl privat importierter siamesischer Katzen zeigt, die sowohl in den Registern des National Cat Club und des Cat Club als auch im siamesischen Katzenregister eingetragen wurden. In siamesischen Katzenregister gibt es über 50 Katzen, die zwischen 1880 und 1920 entweder direkt importiert wurden oder Nachkommen nicht identifizierter importierter Katzen sind.
1901 wurde der SIAMESE CAT CLUB von England gegründet. Die Mitgliederzahl betrug damals einunddreißig und umfasste Namen wie Mr. Gambier Bolton, Lady Marcus Beresford, Miss Cochran, Mrs. Vyvyan und Hon. Mrs. McLaren Morrison. (16)

 

Am 30. April 1924 wurde das erste siamesische Katzenregister, das eine Liste aller registrierten siamesischen Katzen in England enthielt und deren Vater und Mutter, Geburtsdatum, Züchter und Besitzer bekannt gab, publiziert. Nachfolgende Bände wurden alle drei Jahre veröffentlicht. Der Siamese Cat Club of England ist heute der größte spezialisierte Katzenclub in Europa und wahrscheinlich auch in der Welt. Das im Jahre 1924 erschienene "Siamese Cat Register" enthält bereits hunderte von Katzen, aber es werden noch bis in die 1930er Katzen importiert. (17)

 

Weitere bekannte Zwingernamen, die sich in den Stammbäumen dieser Zeit finden, sind SOUTHAMPTON, der Catteryname von Allen Maturin und WOODROOFFE Cattery von Major E. Sydney Woodiwiss, der neben Siamesen auch Abessinier züchtete. Ein weiterer bekannter und verbreiteter Siamkater der 20er Jahre war Champion Bonzo (geboren 1924). Bei einer Ausstellung im Jahr 1927, die der Siamese Cat Club organisierte, wurde festgestellt, dass von den 207 angemeldeten Siamkatzen alleine 67 aus seinen Linien stammten. Er sorgte u.a. für Nachwuchs in den Prestwick, Southampton, Woodrooffe, Southampton Linien.
Im Jahr 1921 importierten Mr. und Mrs. Hindley eine Siamesin, Puteh, aus Malaya. Puteh ist die Gründungskönigin der berühmten PRESTWICK Cattery, einer Cattery, die viele Jahre bestand und einen starken Einfluss auf die siamesische Rasse hatte. Vorfahren aus der Preswick Cattery sind in den meisten Siamlinien zu finden. Leider gibt es kein Foto von Puteh, aber es gibt von vielen anderen Siamkatzen der Cattery, zum Beispiel Putehs Tochter Prestwick Perak, geboren 1924. Die Cattery züchtete über 40 Jahre exzellente Siamkatzen und exportiere diese auf alle Kontinente. Mrs. Hindley war neben ihrer Zuchttätigkeit auch eine ausgezeichnete Richterin.

 

Prestwick Perak 1924 (20)
Angus Silky (23)
Oriental Minoo Pinklepurr & Nai Tabhi (24)
Andere Züchter der 20er Jahre waren Mrs. Busteed, Mrs. de Vere Brooke, Mrs. Marian Cran, Mrs. A. Maturine, Miss Gold, Mrs. Mc Laren Morrison, Mrs. Cook Radmore, Mrs. Phil Wade, Mrs. Carew Cox, Major s. Woodiwiss, Lady Decies, der Herzog von Wellington uvm. Miss Gold besaß den bekannten Angus Silky, 1932 geboren, der auch Vorfahre vieler Orientalenlinien war.
In den 30/40er Jahren kamen weitere Catterys hinzu. Zu den bekanntesten Zwingern exzellenter sealpoint Linien gehörten u.a. SOUTHWOOD, SEALSLEEVES, HILLCROSS, DEVORAN, SILKEN, KILLDOWN, SABUKIA, DONERAILE, BEAUMANOR, WHITEOAKS, VELVET MASK und SUMFUN Cattery von Mrs. Mary Dunnill, um nur einige zu nennen.
Phyllis Lauder, Inhaber der BELHAVEN Cattery, wurde eine der führenden Personen in der Siamzucht und züchtete diese Rasse mind. 25 Jahre. Miss Gold, ORIENTEL Cattery,  war spezialisiert auf die Zucht mit importierten Siamkatzen und brachte für jede Ausstellung, an der sie teilnahm, siegreiche Nachkommen hervor. Ihre Erfolgsliste wäre nicht komplett, ohne ihren schönen Oriental Silky Boy zu nennen. Er findet sich in vielen bekannten sealpoint Linien: DONERAILE, HILLCROSS, KILLDOWN etc. Mit zu den letzten Siamimporten, welche im Siam Cat Register eingetragen wurden, gehören übrigens Miss Gold's Oriental Minoo Pinklepurr und Oriental Nai Tabhi.
Die HILLCROSS Cattery, die Mrs. Elizabeth Towe gehörte, hat bekannte Namen wie Hillcross Song, Hillcross Melody, Hillcross Picot und Hillcross Cymbal hervorgebracht. In den meisten Fällen gehen die Hillcross-Siamesen auf die Prestwick und Oriental Linien zurück. Der MISSELFORE -Zwinger von Mrs. Rendall hat einige hervorragende Show-Gewinner aufzuweisen - Misselfore Tempest, Misselfore Ryken, Misselfore Ambassador, Misselfore Tyran Print und Misselfore Lysa.

 

Hillcross Song (26)
Misselfore Lysa (27)
Belhaven Columbine (25)
Siamesische Katzen litten wie andere Rassen während des Zweiten Weltkriegs stark. Während des Krieges gab keine Shows und es wurde wenig gezüchtet, viele Katzen wurden eingeschläfert wegen fehlenden Futters, Evakuierungen ihrer Besitzer oder der Zerstörung ihrer Häuser durch Bomben. Viele Züchter gaben auf. Das Futter war knapp. Viele hervorragende Katzen wurden kastriert. Die meisten Züchter verlegten ihre Zwinger in Dorfhäuser, während andere beschlossen, mit ihren Katzen nicht zu züchten, da es in den Kriegsjahren keine Bedingungen für die Aufzucht von Kätzchen gab. Während des Krieges lebten nur 2 Siamzuchttiere in London selbst. Der älteste war Wansfell Ajax, der 1938 geboren wurde und für seine gute Augenfarbe bekannt war, während der andere Prestwick Prithie Pal war, geboren 1941 und im Besitz von Lucy Prize. Diese beiden Katzen gingen nicht aus der Zucht, und daher erscheinen ihre Namen in den meisten Stammbäumen dieser Zeit. Im Juli 1946 veröffentlichte die Zeitschrift "Cats and Kittens" ein Foto von Chinka, der kastrierten Katze von Frau P. Humber aus Jersey. Während der Jahre der deutschen Besatzung aß er nur Kartoffeln und Schalentiere. Eine kleine Anzahl Siamkatzen überlebte die Zeit in England und mit diesem kleinen Pool startete die Nachkriegszucht. Ab 1949 wurden die Siamesen wieder populärer und die Zuchten schossen wie Pilze aus der Erde. Eine Kolumnistin der Zeitschrift "Cat & Kittens" Lilian France züchtete Selbst Siamesen und Burmesen unter dem Zwingernamen CHINKI.
Eine der bekannten Siamesen der Nachkriegsjahre war Sealsleeves Shah Danseur aus der SEALSLEEVE Cattery von Elsie Kent. (Noch bekannter ist Sealsleeves Shah Pashah, der Begründerin der Sealsleeves Cattery.) Nachkommen dieses Zwingers fanden den Weg bis nach Neuseeland. Die DONERAILE Cattery von Kathleen R. Williams war einer der bekanntesten Zwinger nach dem Kieg. Mrs. Williams startete mit einer Zuchkatze und wurde eine herausragende Züchterin, Richterin und Autorin. Ihr Zwingername wurde ein Kennzeichen von excellenten Bestand und Traditionen, die in anderen Ländern weitergeführt wurden. Nachkommen aus der Cattery wurden nach Deutschland (Donerail Leo im deutschen Avalon Zwinger), USA, NL Schweden, Kenia, Australien, Argeninien, Belgien, Malaysia und Canada exportiert. Leider verunglückte die Züchterin bei einem Unfall tödlich.

 

Sealsleeves Shah Pashah (28)
Doneraile Debutante & Diane (29)
Mystic Dreamer(31)
Shadow (30), aus der INWOOD Cattery von Mrs. McGregor war eine der schönsten seal point Siamesen seiner Zeit. Der Corniche Rex Züchter Brian Stirling-Webbs schreibt über sie im Tiermagazin "Fur and Feather" von 1951:

 

"Englands wunderbarste Siamesin, die im Alter von 4½ Jahren immer noch eine so helle Körperfarbe wie ein Kätzchen hat. Ein leuchtendes Beispiel dafür, wie eine Siamesin aussehen sollte."

Mystic Dreamer, geboren 1944, stammte ebenfalls aus einer sehr interessanten Zuchtlinie, die während der Kriegsjahre überlebte. Sein Vater war Champion Jacques von Abingdon und seine Mutter war Petit Pasht. Mystic Dreamer war der Vater des berühmte Siamkaters Lindale Simon Pie, der Linda Parker gehörte. Simon Pie wurde am 9. Februar 1948 geboren und war auch der Enkel des bedeutenden Champions Killdown Sultan. Der KILLDOWN -Zwinger ist sehr berühmt. Es gehört Frau Isobel Keene, einer bekannten und angesehenen Richterin, die über 40 Jahre Jahre lang gezüchtet hat. Frau Keene züchtete u.a. die schöne Ch. Killdown Kerry (1956) und den ebenfalls bekannten Killdown Jupiter (1949). Jupiter war einer der feinsten sealpoints Siamesen überhaupt.
Vielleicht der bekannteste Deckkater der 50er Jahre war Richard Warner´s Clonlost Yo-Yo (geb. 1949). Er war sehr fleißig, mehr als 348 Nachkommen sind bekannt, und er kommt in fast allen siamesischen Linien vor.

 

Lindale Simon Pie (32)
Killdown Jupiter (34)
Clonlost Yo-Yo (35)
Helen Dodd gründete ihren SABUKIA -Zwinger in den Nachkriegsjahren und ihre Gründungskatze Saphire Sally steht an der Spitze der Stammbäume vieler Gewinner der Sabukia-Linie. Sabukia Sirocco (geb. 1962), der bekannte Zuchtkater, hat die Rasse in den 60er und 70er Jahren stark geprägt.
In den 1960er Jahren war der Name Marjorie Hudson bekannt. Sie war die Züchterin von SUPRA Cassandra, die 1965 auf der Scottish Cat Club Show als beste erwachsene siamesische Katze ausgezeichnet wurde.
May Eustace, Besitzer der HAWTHORN Cattery, züchtete fast 20 Jahre lang Siamkatzen und war in vielen Ländern für ihre Expertise als Katzenrichterin bekannt. Sie ist auch bekannt als Autorin zahlreicher Katzenbücher, z.B. "The Royal Cat of Siam".

 

Sabukia Sirocco (36)
Supra Cassandra (37)
Hawthorn Birsen (37b)
Der Siamtyp hat sich seit den ersten Importen erheblich verändert. Siamesen sind schlanker geworden, mit längeren Köpfen und größeren Ohren, die anders sitzen. 1933 wurde vom Siamese Cat Club ein neuer Rassestandard aufgenommen und 1935 die bisher nicht anerkannte Farbe bluepoint hinzugefügt. 1958 gibt es erneut eine Änderung des Siamrassestandards und es werden die Farben chocolatepoint sowie lilacpoint ergänzt.
Die Geschichte der redpoint Siamesen beginnt in den 50er Jahren. 1948 erhielt Dr. Nora Archer von Frau Lucy Price (DEVORAN Cattery) ein männliches Kätzchen in redpoint namens Somerville Scarlet Pimpernel (geb. 1948), dessen Vater ein sealpoint Siamese (Yewtree Yaanto) und dessen Mutter ein halb siamesische Schildpatt Katze namens Amanda (XSH f, 24) war. Scarlet Pimpernel wurde mit der sealpoint Siamkatze Doneraile Dew gepaart, um eine tortiepoint Mädchen (Somerville Harlequinna) zu erhalten. Deren Tochter Somerville Golden Seal, aus der folgenden Vater-Tochter-Verpaarung, war die erste redpoint Siamkatze. Dr. Archer griff für die weitere Zucht auf sealpoint Siamesen zurück, um den Typ zu verbessern. (40)
Somerville Scarlet Pimpernel, Harlequinna, Golden Seal und Golden Miranda (41)

 

Stammbaum von Somerville Golden Seal ( co. A. Roch)

 

Miss Ann Ray vom PENARWYN Zwinger startete Anfang der 1950er Jahre ein Zuchtprogramm mit der Siamkatze Somerville Carial Del aus der Linie von Dr. Archer und verpaarte sie mit einem sealpoint Kater, um einen redpoint Kater zu erhalten, den sie wiederum mit seiner Mutter rückverpaarte, um eine redpoint Siamkatze zu erhalten. Miss Ray führte über fünf Generationen ein Zuchtprogramm durch, um Rot- und Tortie-Point-Siamesen zu züchten. Als die 5 Generationen erreicht waren, wurde beim GCCF die Anerkennung der Farben beantragt, aber der Verband wollte zu dem Zeitpunkt keine Rassennummer vergeben und schlug eine Rassennummer unter der Klassifizierung "Foreign Shorthair" vor. Miss Ray akzeptierte dies nicht, da mehrere Generationen der Zucht Katzen vom siamesischen Typ, in Pointfarbe und Augenfarbe, hervorgebracht hatten. Ein zweiter Versuch wurde 1958 unternommen, und die GCCF debattierte dann mit dem Siamese Cat Club . Es wurde jedoch entschieden, dass es nicht genügend Züchter gab, um diesen Vorschlag zu rechtfertigen. Miss Ray hoffte, einen Club für Red Point-Züchter zu gründen, und dieser wurde tatsächlich kurz vor ihrem Tod von Frau Lingard und Frau Cahill gegründet. Der Club war offen für alle, die sich für Red Points interessieren, ob Züchter oder nicht, und bereitete eine neue Bewerbung bei der GCCF vor. 1966 erhielten die Redpoints und die Seal Tortiepoints ihren sofortigen Meisterschaftsstatus und wurden im Mai 1967 final anerkannt. Die Anerkennung von cremepoint folgte dann 10 Jahre später.
1960 begann die erste ernsthafte Tabbypoint-Zucht von zwei verschiedenen Züchtern, die einander nicht kannten. Miss E Alexanders sealpoint Katze Lady Me (geb. 1959) brachte eine Tabby Point Katze namens Patti hervor. Tabby Vater war unbekannt, muss aber Träger des Siamgens gewesen sein. Patti wurde später mit einem Siamkater aus der Doneraile- und Killdown-Line gepaart und brachte sechs Kätzchen, zwei sealpoint und vier tabbypoint hervor. Diese Tabbies wurden 1961 auf der Croydon Cat Club Show gezeigt und waren da Gegenstand großen Interesses. Miss MA Bennett hatte eine Tabbypoint Siamesin namens Misty (Miss Tee Cat), von einer Halbsiamesin namens Tiggi (XSH ns 21). Tiggis Mutter war eine waschechte Siamkatze, ihr Vater ein unbekannter Silber Tabby Kater. Misty wurde mit einem Spotlight Kater verpaart und sorgte so für Tabbynachkommen. Nachkommen beider Linien begründeten die Zucht vmit Tabbypoint Siamesen. Die frühen Tabby Generationen waren als Shadow oder Lynx Points bekannt. Von ihrem ersten Auftritt an sorgten die neu gezüchteten Varianten für Aufsehen, ihr Typ war hervorragend, und es war ein langer Kampf, sie als Siamesen anzuerkennen.
1966 bekamen sie in der GCCF ihre Anerkennung und den Championstatus. Die erste Katze, die den Titel eines Champions erhielt, war 1966 war Spotlight Pennylynx. Sie war eine Enkelin von Misty. Die Besitzer der SPOTLIGHT Cattery verliebten sich in die Tabbypoint Siamesen und viele hervorragende Tiere kamen aus dieser Zucht.

 

Spotlight Pennylynx (44)

 

Nun beginnt sich auch mehr und mehr das Aussehen der Siamesen zu verändern, eine Veränderung, die bis heute andauert. Nach vorhandenen Fotografien zu urteilen, begann die Entwicklung der Siam zu einem extremeren Typ hin irgendwann in den 50er Jahren. Die Interpretation des Standards änderte sich, die Stromlinienform und Übereleganz wurde zum Vorbild der Züchter. Seit den 1980er Jahre waren Siamkatzen des ursprünglichen (traditionellen) Stils auf Katzenausstellungen nicht mehr anzutreffen.
Die Umbenennung der alten Siam in THAI wurde in UK nicht akzeptiert. Als Mutterland der Siamzucht konnte man sich mit dem neuen Namen „THAI“ (2007 in der TICA & 2017 in der FIFé anerkannt- WCF gibt es in UK nicht) nicht anfreunden. Im Jahr 2000 gründete sich der unabhängige Old-Style Siamese Club (OSSC) in Großbritannien, um die Rasse als solche zu erhalten und zu fördern. Der Begriff "Old-Style" Siamese für die traditionelle Siam ist eigentlich nur in England, ausgehend von diesem Club, üblich.
Trotzdem hat sich in England der alte Siamtyp neben dem modernen Siamtyp (z.B.  in der MARAJADE Cattery von Margaret Lindgren und LINTAMA (Lesley Green)) weiter erhalten und wird dort unter dem Rassenamen SIAM gezüchtet.

 

Siam alter Typ in der Presse

 

2011/04
Catworld
Super Siamese
2018/04 Your Cat Old Style Siamese

 

 

QUELLEN

 

(1) CP Show 1871 Harrison Weir

(1b) Anzeiger vom Oberland, 21.07.1871

(2) Weilheimer Tagblatt für Stadt und Land 13. Dezember 1871

(3) Pho & Mia Wurf

(5) Royal Siam

(6) Tachin Wurf aus Book of Cats, Frances Simpson, 1903, S. 254

(7) Cambodia aus Book of Cats, Frances Simpson, 1903, S. 268

LINK

(8) Cora aus The Royal Cat Of Siam, May Eustace

(9) Tiam o´Shiam

(10) Wankee

(15) http://forum.tha-cat.ru/viewtopic.php?t=1420

(16) Siamese Cat Club

(17) Siamese Cat Register 30.4.1924 by Major E. Sydney Woodiwiss

(18) Bonzo: Siam Cat Register Nr. 2

(20) Perak: Our Cats 1/1959, S. 5

(23) Angus Silky aus Our Cats 05/1950

(24) Oriental Minoo Pinklepurr & Oriental Nai Tabhi aus "The Siamese Cat" v. Phyl Wade, 1934).

(25) Belhaven Columbine aus Our Cats 11/1954:

(26) Song aus The Book of the Siamese Cat Autor, Rose Tenent, 1950

(27) Lysa aus Our Cats 10/1965

(28) Pashah aus The Book of the Siamese Cat Autor, Rose Tenent, 1950

(29) aus The Book of the Siamese Cat Autor, Rose Tenent, 1950

(30) Shadow aus The Book of the Siamese Cat Autor, Rose Tenent, 1950

(31) Dreamer aus The Book of the Siamese Cat Autor, Rose Tenent, 1950

(32) Simon aus Our Cats 12/1952

(34) Jupiter

(35) Yo-Yo aus Our Cats 03/1951

(36) Sirocco

(37) Cassandra aus Our Cats 02/1966

(37b) Our Cats 05/1962, S. 27

(40) www.rptpscc.co.uk

(41) Pimpernel

(44) Spotlight Pennylynx aus The Royal Cat of Siam, May Eustace

 

 

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